Stoffwechsel – das unsichtbare, aber entscheidende Geschehen in unserem Körper. 

Unser Stoff­wech­sel ist eine Ansamm­lung von Mil­li­ar­den klei­nen Zel­len, die mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren, sich gegen­sei­tig beein­flus­sen und ver­sor­gen. Alles, was unser Kör­per tut, von der Funk­ti­on unse­rer Ner­ven bis zu den Schlä­gen unse­res Her­zens, ist Teil die­ses erstaun­li­chen Netz­werks. Der Seh­vor­gang ist Stoff­wech­sel, der Hör­vor­gang ist Stoff­wech­sel, unser Den­ken basiert auf che­mi­schen Reak­tio­nen – unser gan­zes Leben ist Stoffwechsel.

Nir­gends­wo auf der Welt gibt es Leben oder Bewe­gung ohne Ener­gie. Unser Kör­per ist wie ein selbst­stän­di­ges Unter­neh­men, das sich selbst ver­sor­gen und finan­zie­ren muss. Wenn wir kei­ne Ener­gie von außen bekom­men, muss unser Kör­per jeden ein­zel­nen Herz­schlag selbst “bezah­len”.

Wir haben noch nie kos­ten­los gedacht, gese­hen, gero­chen oder gefühlt. Kein Herz­schlag wur­de uns je geschenkt, und auch das Atmen ist nicht kos­ten­los. Das wür­de ein­fach nicht funk­tio­nie­ren. Aber wie finan­ziert der Kör­per sein Leben? Wie stel­len wir Ener­gie her? Wie pro­du­zie­ren wir aus die­ser Ener­gie Hor­mo­ne und Neu­ro­trans­mit­ter, die unse­re Zel­len mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren las­sen? Das ist unser Stoff­wech­sel. (Kiel­kow­ski D. 2024)

Im Interview mit Daniela Kielkowski wurde das Thema Stoffwechsel verständlich erklärt:

Wie finan­ziert unser Kör­per sein Leben? Jedes Unter­neh­men hat eine Geschäfts­füh­rung, und auch wir haben eine: unser Gehirn. Wie jede Geschäfts­füh­rung bezahlt sich auch unser Gehirn selbst das höchs­te Gehalt. Es ver­braucht bis zu 30% unse­res gesam­ten Ener­gie­be­darfs und ist dabei manch­mal ego­is­tisch. In Not­fäl­len kann es sich radi­ka­li­sie­ren, um sich den letz­ten Trop­fen Ener­gie aus dem Kör­per zu holen. Dies hat einen guten Grund: Unser Gehirn lässt uns über­le­ben, Ent­schei­dun­gen tref­fen und schützt uns in gefähr­li­chen Situationen.

Wenn der Kör­per kei­ne Nah­rung bekommt, kann er sich vor­über­ge­hend aus ande­ren Res­sour­cen finan­zie­ren. Aber das Gehirn möch­te immer Ein­nah­men haben. Die “Ein­nah­men” für unse­ren Kör­per sind in der Tat die Lebens­mit­tel, die wir zu uns neh­men. Die Nah­rung ist das Gehalt, das wir unse­rem Kör­per zah­len, damit er funktioniert.

Der Zusammenhang zwischen Stoffwechsel und Essstörungen

Ess­stö­run­gen wie Anorexia ner­vo­sa, Buli­mia ner­vo­sa und Bin­ge-Eating-Stö­rung beein­flus­sen den Stoff­wech­sel auf ver­schie­de­ne Wei­sen. Gleich­zei­tig kann der Stoff­wech­sel auch das Auf­tre­ten und den Ver­lauf die­ser Stö­run­gen beeinflussen.

1. Anorexia ner­vo­sa: Ener­gie­spar­mo­dus
Bei Anorexia ner­vo­sa wird die Nah­rungs­auf­nah­me stark ein­ge­schränkt, was zu einem dras­ti­schen Ener­gie­man­gel führt. Der Kör­per reagiert, indem er den Stoff­wech­sel ver­lang­samt. Dies zeigt sich in einer redu­zier­ten Kör­per­tem­pe­ra­tur, einer Ver­lang­sa­mung der Herz­fre­quenz und ande­ren Anpas­sun­gen, um Ener­gie zu sparen.

2. Buli­mia ner­vo­sa: Ein Teu­fels­kreis
Buli­mia ner­vo­sa umfasst häu­fi­ge Bin­ge-Eating-Epi­so­den, gefolgt von Erbre­chen oder ande­ren kom­pen­sa­to­ri­schen Maß­nah­men. Die­se wie­der­hol­ten Mus­ter brin­gen den Stoff­wech­sel durch­ein­an­der und füh­ren zu Hor­mon­schwan­kun­gen und Ungleich­ge­wich­ten im Körper.

3. Bin­ge-Eating-Stö­rung: Gewichts­zu­nah­me und Insu­lin­re­sis­tenz
Bei der Bin­ge-Eating-Stö­rung führt regel­mä­ßi­ges über­mä­ßi­ges Essen ohne kom­pen­sa­to­ri­sche Maß­nah­men oft zu Gewichts­zu­nah­me und Insu­lin­re­sis­tenz. Lang­fris­tig kann dies zu meta­bo­li­schen Syn­dro­men wie Typ-2-Dia­be­tes führen.

Weitere wichtige Aspekte des Stoffwechsels bei Essstörungen

Bei Ess­stö­run­gen wie Anorexia ner­vo­sa, Buli­mia ner­vo­sa und Bin­ge-Eating-Stö­rung ist der Stoff­wech­sel erheb­lich betrof­fen. Ein wich­ti­ger Aspekt ist die Stoff­wech­sel­ver­lang­sa­mung. Bei stark redu­zier­ter Kalo­rien­zu­fuhr, wie es bei Anorexia ner­vo­sa und manch­mal auch bei Buli­mia ner­vo­sa der Fall ist, schal­tet der Kör­per in einen “Über­le­bens­mo­dus”, um Ener­gie zu spa­ren. Dies führt zu einem Ver­lust von Mus­kel­mas­se, wodurch der Grund­um­satz wei­ter sinkt.

Elek­tro­lyt­stö­run­gen sind eben­falls von gro­ßer Bedeu­tung. Häu­fi­ges Erbre­chen bei Buli­mia ner­vo­sa oder der Miss­brauch von Abführ­mit­teln kön­nen zu einem gefähr­li­chen Man­gel an Elek­tro­ly­ten wie Kali­um und Natri­um füh­ren. Dies kann Herz­rhyth­mus­stö­run­gen und ande­re schwer­wie­gen­de Kom­pli­ka­tio­nen ver­ur­sa­chen. Auch Dehy­drat­a­ti­on, bedingt durch unzu­rei­chen­de Flüs­sig­keits­auf­nah­me oder exzes­si­ve Diure­ti­ka-Nut­zung, kann zu Pro­ble­men führen.

Hor­mo­nel­le Ver­än­de­run­gen spie­len eine wich­ti­ge Rol­le bei Ess­stö­run­gen. Eine redu­zier­te Pro­duk­ti­on von Schild­drü­sen­hor­mo­nen bei star­kem Unter­ge­wicht ver­lang­samt den Stoff­wech­sel wei­ter. Zudem kann es zu einer Ver­rin­ge­rung der Pro­duk­ti­on von Repro­duk­ti­ons­hor­mo­nen wie Östro­gen und Tes­to­ste­ron kom­men, was Mens­trua­ti­ons­stö­run­gen bei Frau­en und Libi­do­ver­lust bei Män­nern zur Fol­ge haben kann.

Ver­dau­ungs­pro­ble­me sind eben­falls häu­fig. Gas­tro­pa­re­se, eine ver­zö­ger­te Magen­ent­lee­rung, kann zu Übel­keit und Völ­le­ge­fühl füh­ren, wäh­rend Ver­stop­fung durch die redu­zier­te Nah­rungs­auf­nah­me und den mög­li­chen Miss­brauch von Abführ­mit­teln ver­ur­sacht wer­den kann.

Das Refee­ding-Syn­drom stellt eine beson­de­re Gefahr dar, wenn stark unter­ge­wich­ti­ge Pati­en­ten zu schnell wie­der Nah­rung zu sich neh­men. Dies kann schwer­wie­gen­de Elek­tro­lyt­stö­run­gen und Organ­ver­sa­gen ver­ur­sa­chen, wes­halb eine sorg­fäl­ti­ge medi­zi­ni­sche Über­wa­chung not­wen­dig ist.

Schließ­lich spie­len auch psy­cho­lo­gi­sche Fak­to­ren eine wich­ti­ge Rol­le. Ess­stö­run­gen gehen oft mit stark gestör­ten Ess­ge­wohn­hei­ten und ‑mus­tern ein­her, die den Stoff­wech­sel nega­tiv beein­flus­sen kön­nen. Die Moti­va­ti­on zur Gene­sung und die psy­chi­sche Bereit­schaft, an der Gene­sung zu arbei­ten, sind ent­schei­dend für die Nor­ma­li­sie­rung des Stoffwechsels.

Die kom­plet­te Pod­cast Epi­so­de zu die­sem The­ma könnt ihr euch hier anhö­ren:

Bist du unsicher, ob du möglicherweise von einer Essstörung betroffen bist?

Mit unse­rem Selbst­test, den du in weni­ger als einer Minu­te durch­füh­ren kannst, erhältst du schnell Klar­heit. Durch die Beant­wor­tung von nur 8 Fra­gen kannst du in kür­zes­ter Zeit her­aus­fin­den, ob bestimm­te Ver­hal­tens­mus­ter oder Gedan­ken­mus­ter auf eine mög­li­che Ess­stö­rung hin­wei­sen könn­ten. Es ist ein schnel­les und prak­ti­sches Werk­zeug, um früh­zei­tig Warn­si­gna­le zu erken­nen und gege­be­nen­falls pro­fes­sio­nel­le Hil­fe in Anspruch zu neh­men. Je frü­her die Krank­heit erkannt und eine The­ra­pie begon­nen wird, des­to grö­ßer ist die Heilungschance.

Wir bie­ten ein Men­to­ring Pro­gramm für Men­schen mit Ess­stö­run­gen und pro­ble­ma­ti­schem Ess­ver­hal­ten sowie eine Online-Com­mu­ni­ty (kos­ten­los) für Betrof­fe­ne und ehe­ma­li­ge Betrof­fe­ne an. Ger­ne fin­dest du uns auf Insta­gram.

Wich­tig! Die bereit­ge­stell­ten Infor­ma­tio­nen die­nen aus­schließ­lich zu infor­ma­ti­ven Zwe­cken und soll­ten nicht als medi­zi­ni­scher Rat ver­stan­den wer­den. Bei per­sön­li­chen Anlie­gen oder gesund­heit­li­chen Beden­ken ist es wich­tig, dass du dich von einer qua­li­fi­zier­ten Ärz­tin oder einem qua­li­fi­zier­ten Arzt bera­ten lässt.

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