Ein Tag im Leben mit einer Essstörung: So sah Claudias Alltag aus
Claudia, unsere Gründerin von F‑50, hat persönlich Erfahrungen mit Essstörungen gemacht und war jahrelang selbst betroffen. Claudia fing im Alter von 17 Jahren an, typische Verhaltensmuster der Anorexie zu zeigen, die drei Jahre lang andauerten. Obwohl sie kaum etwas gegessen hat, kalorienhaltige Lebensmittel und sogar Alkohol vermieden hat, war ihr Gewicht äußerlich nicht als untergewichtig zu erkennen. Anschließend hatte sie ungefähr 7 Jahre lang atypische Anorexie, die sich durch Übergewicht und eine starke Einschränkung auszeichnete, aber auch gelegentliche “Fressattacken” beinhaltete, da sie die strenge Kontrolle nicht aufrechterhalten konnte. Die darauf folgende Zeit bezeichnete sie als das “Gleichgewicht des Schreckens”. Obwohl sie ihr Gewicht irgendwie halten konnte und ihren Körper nicht mehr so abscheulich fand, litt sie unter einer unglaublichen Angst vor dem Essen und vor einer Gewichtszunahme. Seit etwa 4 Jahren würde sie sagen, dass sie auf dem Weg der Besserung ist. Sie isst normal, aber hin und wieder hat sie immer noch Schwierigkeiten mit der Stimme ihrer Essstörung in ihrem Kopf, der sie den Namen “Ursula” gegeben hat.
Durch ihre eigene Geschichte und die damit verbundenen Herausforderungen entstand F‑50. Claudia hat aus ihren persönlichen Erfahrungen mit Essstörungen heraus die Motivation und das Verständnis entwickelt, anderen Menschen in ähnlichen Situationen zu helfen. F‑50 ist somit auch als Reaktion auf ihre eigenen Erfahrungen entstanden, um Unterstützung und Aufklärung im Bereich Essstörungen zu bieten.
Typischer Tagesablauf in Claudias Leben mit der Essstörung:
Jeden Morgen begann Claudias Tag wie bei vielen anderen Betroffenen – mit einem Blick auf die Waage. Während für viele Menschen das Wiegen nur ein routinemäßiger Schritt war, stellte es für sie einen täglichen Kampf dar, bei dem die Zahlen nie klein genug zu sein schienen.
Das Frühstück war mit einer Kalorienzählung verbunden. Oft bestand es aus zwei Keksen und einer riesigen Tasse schwarzen Kaffees, ohne Milch und ohne Zucker, weil sie dachte, dass dies “zu viele” Kalorien enthalten könnte. Jeder Bissen wurde genau gezählt und sofort in eine App eingetragen, die den Kalorienverbrauch verfolgte. Ihr Ziel war es, maximal 500 Kalorien pro Tag zu sich zu nehmen.
Im Verlauf eines typischen Tages, besonders wenn es stressig wurde, wie während der Uni, hatte Claudia oft mit Erschöpfung und Hunger zu kämpfen. In solchen Momenten griff sie vielleicht zu einem fettarmen Joghurt als Snack, obwohl sie wusste, dass es kaum Energie ihr geben würde. Während sie andere beobachtete, die scheinbar mühelos ihr Mittagessen gegessen haben, kämpfte sie selbst mit einem ständigen Gefühl des Verzichts. Manchmal kam ihr der Gedanke, dass sie irgendwie besser sei als die anderen, weil sie eben nicht ständig das Bedürfnis zu essen verspürte. Doch letztendlich konnte sie dem Hunger nicht widerstehen und holte sich etwas zu essen, oft begleitet von Schuldgefühlen und Zweifeln.
Abends, wenn sie mit ihren Mitbewohnern zusammen war, gönnte sie sich oft die größte Mahlzeit des Tages. Claudia entschied sich oft dafür, beim Essen mit ihren Mitbewohnern dabei zu sein, vor allem aus der Sorge heraus, dass sie etwas bemerken könnten. Auf diese Weise wollte sie zumindest den Eindruck erwecken, als würde sie genauso essen wie die anderen. Sie fand es einfacher, tagsüber nichts zu essen als abends. Doch wenn das Abendessen zu reichhaltig ausfiel, überkam sie das Gefühl, versagt zu haben, als hätte sie den Kampf gegen sich selbst und die Kontrolle über ihr Essverhalten verloren.
Der Weg heraus aus diesem Teufelskreis war schwierig, aber Hilfe durch Therapie, Ernährungsberatung und Selbstreflexion waren ein erster Schritt. Trotz der Gedanken, nicht zu essen, entschied sie sich dann jeden Morgen aufs Neue, richtig zu frühstücken. Etwas was für Menschen ohne Essstörung oft selbstverständlich erscheint, kann für Betroffene ein großer Schritt sein. Der Gedanke “Ich probiere es morgen nochmal” und eine freundliche Haltung sich selbst gegenüber konnten ihr dabei helfen, langsam einen gesünderen Umgang mit Essen und dem eigenen Körper zu finden.
Die komplette Podcast Episode zu diesem Thema könnt ihr euch hier anhören:
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Wir bieten ein Mentoring Programm für Menschen mit Essstörungen und problematischem Essverhalten sowie eine Online-Community (kostenlos) für Betroffene und ehemalige Betroffene an. Gerne findest du uns auf Instagram.
Wichtig! Die bereitgestellten Informationen sind rein informativ und sollen nicht als medizinischer Rat betrachtet werden. Bei persönlichen Anliegen oder gesundheitlichen Bedenken, ist es wichtig, dass du dich von einer qualifizierten Ärztin oder einem qualifizierten Arzt beraten lässt.